An der südlichen Querwand schildert der Maler sodann, wie ein alter Herr
in rotem Talare sich müht, den jungen Burgbewohnern die Weisheit der
Bücher beizubringen.
Janssen
vergegenwärtigt die Szene in einem als Burgzimmer dargestellten, schräg
einzusehenden Raum. Ein großer Tisch, dessen Platte von bogenartig
geschwungenen Seitenwangen getragen wird, steht etwa parallel zur Wand,
die sich im Hintergrund in einem mit Rauten in Bleistegen verglasten
Fenster öffnet. Es gibt dem Raum ein gedämpftes Licht.
Im Vordergrund rechts
steht der Magister mit langem Talar und mit dem typischen gugelähnlich
endigenden Barett auf dem Kopf. Leicht vornübergebeugt und sich mit den
Knöcheln seiner linken Hand auf der Tischplatte aufstützend, hat er sich
von dem kissenbedeckten Hocker erhoben, der rechts vorne steht. Das
Gesicht des Magisters ist von unten im Profil zu sehen und durch eine
kühn geschnittene Nase charakterisiert.
Der Gelehrte hält den
Kopf ein wenig nach rechts geneigt und hat die rechte Hand hinter das
Ohr gelegt, um so nach Art etwas schwerhöriger Menschen besser zu
verstehen, was das links ihm an der Tischkante gegenüberstehende Mädchen
sagen wird. Als Zeichen seiner Lehrtätigkeit hat der Magister ein Blatt
Papier vor sich liegen. Das junge Mädchen in fußlangem Kleid ist
auffallend schlank. Man sieht es in Dreiviertelansicht, der tiefe
Brustausschnitt gibt seinen mageren Hals frei. Die Haare des Mädchens
fallen unter einem Käppchen geflochten bis über die Hüfte hinab.
Das Mädchen faßt sich
nachdenklich mit der Linken ans Kinn, sein feingeschnittenes Gesicht ist
im Profil auf den Magister gerichtet. In der rechten Hand hält das
Mädchen ein kleines Buch vor sich und scheint gerade dem alten Lehrer
eine Frage stellen zu wollen oder ihm zögernd zu antworten.
Im freien Raum
zwischen dem Magister und dem Mädchen werden als weitere Schüler zwei
Jungen sichtbar. Der dem Mädchen nähere sitzt an der Längsseite des
Tisches auf einer Bank. Dem Profil nach könnte er ein Bruder des
Mädchens sein, da er auch die feine Gesichtsbildung mit der etwas
länglichen Nase hat. Der Junge trägt ein Schultercape mit Kapuze und an
den Beinen längsgestreifte Strumpfhosen. Der rechte Fuß ist unter dem
Tisch wie im Nachdenken wippend vorgestellt. In der Linken hält der
Junge ein Blatt Papier auf einer Unterlage schräg gegen den Oberkörper;
mit dem rechts gehaltenen Stift will er gerade auf dem unter der Hand
liegenden Zettel etwas notieren. Dabei zeigt ihm der andere Junge, der
über den Tisch gebeugt hinter ihm steht, mit dem rechten Zeigefinger
eine bestimmte Stelle im Text. Dieser zweite Schüler ist jünger als der
sitzende. Er hat ein kindlicheres Gesicht mit gewelltem Haar,
Schlitzärmel, die aus einer Art Wams hervorkommen, und stützt sich mit
den Fingerrücken seiner linken Hand auf die Tischplatte.
Hinter dem Mädchen ist
ein Bücherregal an der Wand befestigt. Die mehrfach unterteilten
Glastüren (?) geben den Blick auf dicke und dünnere in zwei Reihen
übereinanderstehende Bücher von verschiedener Höhe frei. Hinter dem
sitzenden Jungen sieht man einen großen Globus, der mit dem Bücherregal
das "wissenschaftliche Inventar" des Burgzimmers verdeutlicht.
Diese vierte
Innenraumdarstellung zeigt zum ersten Mal in dieser Bilderreihe
gedämpftes Tageslicht in einem Zimmer. Janssen hat die Helligkeit, die
sich vom Fenster her vor allem über die Tischplatte und zwischen den
Tischwangen über dem Boden ausbreitet und von den Gesichtern und Händen
der Personen sowie den Papierblättern reflektiert wird, nur durch zartes
Dunkel
kontrastiert. Malerisch reizvoll ist durch das Fenster eine Baumgruppe
zu erahnen