© Stephan Kotthaus

Peter Janssen Maler und Kunstprofessor

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Übersicht

Rheinische Post 23. November 1995

Ausstellung des Malers Peter Janssen (1906-1979) in Galerie "Citadellchen"

Blumenbunte, verwunschene Poesie

Der intime Ausstellungsraum der Galerie Citadellchen von Ingeborg Müller (Citadellstraße 27) in der jetzt - nach langer Zeit endlich wieder einmal in Düsseldorf - eine Ausstellung mit Bildern, Aquarellen und Zeichnungen von Peter Janssen zu sehen ist, mag bei manchen Kunstfreunden Erinnerungen wecken: An die einstige Balletteuse Hella Nebelung, die am 22 Dezember 1945 in der Ruine eines ausgebombten Patrizierhauses an der Kogengasse die erste Düsseldorfer Kunsthandlung nach dem Krieg eröffnete.

Ihre zweite Ausstellung war Peter Janssen gewidmet, den befreundete Künstlerkollegen nach seiner Flucht aus dem Arbeitslager Lönnewitz (wo er als "Entarteter" inhaftiert war) monatelang verborgen hatten bis zur Ankunft der Amerikaner.

Peter Janssen (1906-1979), ursprünglich aus einer ostfriesischen Familie stammend, Urenkel des Düsseldorfer Malers und Kupferstechers Theodor Janssen, Enkel des Historienmalers und Akademiedirektors Professor Peter Janssen, Sohn eines bekannten Düsseldorfer Chirurgen, des Gründers der Golzheimer Klinik, gehörte zum ursprünglichen Künstlerkreis der Galerie zusammen mit Bruno Goller, Oswald Petersen, Robert Pudlich, Max Peiffer-Watenphul, Karl Barth und anderen.

In Bonn geboren, wuchs er in Düsseldorf auf, besuchte hier die Kunstakademie als Schüler von Nauen, Thorn-Prikker und Ederer, ging dann nach einer Italienreise mehrere Jahre zum Studium nach Paris und hatte 1932 seine erste Einzelausstellung in der Galerie Flechtheim.

Hinter äußerlicher Zurückhaltung verbarg sich ein leidenschaftlicher, seiner Malerei verfallener, wunderbarer Kolorist. Seine Farbphantasien, in fast traumwandlerisch bewegter, von sinnlichem Reiz durchdrungener Pinselschrift oder Tempera auf Leinwand gezaubert - verschmolzen in ganz eigentümlicher Weise Expressionistisches mit Impressionistischem. Schauend kann man in seinen dabei gegenständlich gebliebenen Bildern schwelgen.

Daß Janssen 1957 einen Ruf als Professor an die Berliner Hochschule der Bildenden Kunst folgte, hat in Düsseldorf wohl jeder, der ihn kannte, als persönlichen Verlust empfunden. 1986 zeigte das Stadtmuseum die letzte große Ausstellung des Malers, der auch eng mit dem "Jungen Rheinland" verbunden war.

In der Galerie Citadellchen sieht man nun Arbeiten aus den dreißiger bis siebziger Jahren, die bei gleichbleibender Mal- und Farbkultur auch die Beweglichkeit Janssens in der Formgebung erkennen lassen, darunter auch manch alte Ansichten aus Düsseldorf. Mit fast südländischen Farbenspielen verfremdete er in einem Aquarell von 1932 das "Parkhotel Düsseldorf". In lebhaften Pinselgesten erscheint unter blumenbunten Himmel der Golzheimer Krug, akzentuiert durch einen roten Feuermelder (1945); in zwielichtiger Stimmung dramatisiert der Yachthafen.

Farbgenüsse hat er einer schlichten, schräg von oben gesehenen "Roten Kommode" (Öl/Leinwand, 1935) entlockt vor changierendem, dezentem Grund, auf der ein lockeres Stilleben verführerische Akzente setzt. Aber auch das Außerordentliche reizte ihn, oder er machte es zu etwas Außerordentlichem wie in dem "Roten Berg mit Figuren" (1959). Die mediterrane Landschaft entsprach seinem Temperament. Menschen werden ihr oft, auch grotesk und humorig zugesellt wie zum Beispiel in "Erinnerung an Ottokar, Andalusien" (1957) mit ihrer strichmännchen-artigen, bewegten dunklen Silhouettenstruktur, die auch in dem Bild "Radfahrer" (1959) amüsiert.

Klare Konturen nehmen die reduzierten Bilder der siebziger Jahre an. Flächiges und Plastisches, Gegenständliches und zeichenhaft Symbolisches, Reales und Imaginäres entrücken die Bilder wie den blauen "Loreley-Felsen " oder "Äpfel mit Vogel" ins Land nachdenklicher Phantastik und verwunschener Poesie. (Bis 27. November)

Yvonne Friedrichs

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