© Stephan Kotthaus

Peter Janssen Maler und Kunstprofessor

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Übersicht

Das Leben, ein Fest?


von Lude Schauer

Wo anfangen, wo enden über Peter Janssen? Ein Maler, dessen Werk reich ausgebreitet vor uns daliegt. Nach hunderten zählen die Bilder, die sich in seiner schönen geräumigen Altbauwohnung am Kaiserdamm stapeln und nun einen Ausflug ins, nahegelegene Schloß Charlottenburg gemacht haben.

Peter Janssen liebt Ausflüge. Sie tauchen auf seinen Bildern häufig auf und erscheinen immer wie ein besonderes Fest. Aber sie haben verschiedene Bedeutung. ,,Veremos", ,,Wir werden sehen", da ist schon eine kleine Revolution im Hintergrund spürbar.
 
Mit wehenden Fähnchen ziehen puppenkleine Menschen ihren Pfad durch die nächtig-blaue Landschaft, und über ihnen kreist ein Hubschrauber bedrohlich am Himmel.

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Oder es kommt eine Gruppe auf Fahrrädern daher, schwarz auf weiß, und verteilt sich gleich einem Tapetenmuster über die gesamte Bildfläche.
Anderswo eilen nette kleine Padres in weiten Mänteln und mit großen runden Hüten vorüber,

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oder es ziehen ganze Heerscharen von Passanten, wohlgeordnet zu einem Bandmuster, horizontal über die Fläche.

Menschen versammeln sich auch etwa zu einer Malschule, und sie treffen sich zum bunten Reigen vor bewimpeltem Haus im Kreis. Das Leben, ein Fest.
 
Fahnen und Bänder, Schleifen und Buketts, Kulissen, Karussell und Musikanten. Das alles scheint so heiter und so puppenlustig.

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Man glaubt, eine feine leise Musik zu hören, gedämpft wie durch eine Glasscheibe. Das Leben tönt zu uns herüber, doch ein wenig gebrochen in seiner Unmittelbarkeit.
 

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Peter Janssen hat eines seiner ihm liebsten Bilder ,,Insel der Sirenen" genannt. Darin drückt sich diese Lebensstimmung genauer aus, die eine Form von Sehnsucht ist, wie auch von bewußter und auf sich genommener Distanz.

Das Leben, ein Fest? Ja und nein. Es ist vielleicht eher eine Lesart, wie man dem Leben auch entgegentreten kann. Es gibt die andere Seite bei Peter Janssen, die Karl Ruhrberg und Eberhard Roters in ihrem Gespräch gekennzeichnet haben mit dem Hinweis auf ,,die niedlichsten Katastrophen", die man sich denken kann. Neben dem Heiteren wohnen Tod und Verderben und sind sozusagen immer präsent.
 
Eben noch grünt der Baum und geht in seiner Krone schon auf in blauroten Flammen.

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Das Schifflein fährt dahin und sinkt daneben auch gleich unter.
Ein düsteres Kriegsboot, blauschwarz wie bleierner Weltuntergang, dämonisch überthront von zwei roten Ballonen, ist nur die böse Schwester der schönen weißen Rheindampfer zwischen Köln und Bonn.

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Und wir erschrecken nicht einmal. Die gleiche Schalldämpfung des Gefühls. Lebensfreude wie Lebensangst, Jubel wie Trauer, erscheinen auf Janssens Bildern spielerisch relativiert. Weniger im Sinn einer ironischen Distanz, sondern mehr aus der Perspektive des Mannes, dem die Menschen und Gegenstände seltsam entrückt erscheinen. Ist es nicht ähnlich wie bei Chamissos Riesenspielzeug? Menschen werden zu Menschlein; in die Bildsprache Peter Janssens umgesetzt, sie werden zu niedlichen Staffagefiguren. Doch nun kommt die Umkehrung. Gegenstände gewinnen plötzlich ein ungewöhnliches Eigendasein. Zum Beispiel; Hüte.
 

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Janssen hat eine hübsche Reihe von Hüten gemalt, rote, braune und blaue, Zylinder, Napoleonshüte und Matrosenmützen. Meistens stehen sie im Bildmittelpunkt und beherrschen das Feld absolut, sind Hauptstücke.
 

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Janssen liebt es, einfache Dinge um sich herum gewissermaßen zu glorifizieren und ihnen eine unverhältnismäßig hohe Bedeutung einzuräumen. Melonenscheiben etwa oder Äpfel,
ein Porzellanhahn - die Gegenstände werden nicht nach ihrer uns geläufigen Wertskala dargestellt, sondern nach eigengesetzlichen Maßstäben. Sie sind in dem Sinn auch nicht länger nur simple Gegenstände.

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 Sie treten auf vor großer Kulisse, Landschaft oder Interleur, und spielen ihren stummen und dennoch beredten Part. Ein bißchen Magie ist immer dabei.

Mir scheint, Peter Janssen ist auf diesem Weg über seine Kommunikation mit den einfachen Dingen zu der emblematischen Formensprache gelangt, die einen großen Teil seiner Bilder kennzeichnet. Symmetrie steht obenan. Aus dem Mittelfeld, das der Gegenstand beherrscht, entwickelte sich der Kreis, in den nun die Szene gefangen und gebannt wird.
 

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Die Landschaft wird zurückgeführt auf Horizontalstreifen oder großzügige Wellenlinien. Die Bäume, nicht länger Lehrbuchgewächse, werden zu lustigen Kullerkugeln und stehen oft in Reih und Glied gleich artigen Zinnsoldaten.

Die emblematische Bildsprache Peter Janssens hat nichts mit Ornamentik auf der einen oder Abstraktion auf der anderen Seite zu tun. Wenn eine fröhliche Festszene oder auch ein untergehendes Schiff in eine Kreisform eingebunden werden, oft von mehreren Ringen umwunden, wenn Bäume, Trauben, Äpfel auf eine Art Sockelplateau gestellt sind,
wenn eine Landschaft auf eine vereinfachte Form von Horizontaltektonik zurückgeführt wird, dann ist dies wohl die nächste Stufe der Abschirmung vor der lauten, lärmenden Lebenswelt.

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Zuweilen gewinnt das Tektonische, das sich unter anderem auch als Konvex- und Konkavform kundtut, schier die Oberhand über das Lebendige. Und in diesen Zusammenhang gehören natürlich auch Peter Janssens ungewöhnliche, ganz und gar eigenwillige Farbmischungen.
 

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Sie sind überwiegend auf der hellen Seite der Skala zu finden, doch gibt es auch eine kleine Reihe von nächtigen Landschaften und dunklen Interieurs.
Müsse man Peter Janssens Farben mit einem Begriff umschreiben, man käme irgendwann wieder auf das Wort Sehnsucht. Ihre selten eindeutige Zugehörigkeit,

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vielmehr gedämpfte Gebrochenheit und Mehrwertigkeit, die mitunter fast müden Farbtöne, zuweilen aber auch entschlossen zu wildem Rosa, Rot oder Blau, überwiegend aber gezähmt, Schleier über der strahlenden Direktheit, lassen wieder an die Sirenenklänge aus der Ferne denken, wo das unverschleierte, ungebrochene Leben lockt.

Werfen wir einen großen Gesamtblick auf Peter Janssens Bilder, hier in der Orangerie, und überhaupt, und wir werden sehen, daß die unbestreitbare Heiterkeit dieses Werkes aus der Erfahrung kommt, die Melancholie und Resignation kennt und in das Weltbild integriert hat. Höchste Einfachheit rührt nicht aus Bescheidung, sondern ist eine Stufe von Weisheit. Doch hier beginnt ein neuer Abschnitt . .

Wo enden über Peter Janssen?

Lude Schauer

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